Alle Fotos aus der Serie „Konstruktion-Dekonstruktion 2023“, digitale Fotomontage, Fine Art Prints 20 x 60 cm, Aufl. 3+1AP
raumwärts
Eine regennasse Unterführung, eine U-Bahn-Station, der Rücksitz eines Schiffes, der Blick in eine Empfangshalle: Unattraktive Szenen, Durchgangsorte, – das Gegenteil sogenannter „Sehenswürdigkeiten“ sind die Schauplätze aus Angela Bröhans Serie „raumwärts“.
Ihre Arbeiten bilden urbane Realitäten ab, sind aber gleichzeitig das Gegenteil von Dokumentarfotografie. Es geht um diese Magie des Lichts, nicht um die Orte. Die schmucklosen städtischen Böden, Wände, Treppen werden dabei zu idealen Projektionsflächen, da sie für sich genommen keine Aufmerksamkeit beanspruchen.
Einige Bilder aus der Serie „raumwärts“ sind so abstrakt, dass Rückschlüsse auf ihren genauen Aufnahmeort nicht möglich sind. Subtil durchschneidet eine helle Sonnenlinie die dunkle Fläche, die sich durch den Schatten einer türkisen Wand auf dem Boden ergibt. Dass man sich in Komposition und Farben etwa an Etel Adnans Werke erinnert fühlt, ist wohl kein Zufall: Fotografie kann nicht nur Zeichnen, sondern auch Malen mit Licht sein.
Die Arbeiten aus der Serie „Konstruktion und Dekonstruktion“, die hier die Ausstellung komplettieren, haben hingegen ein konkretes Thema: Architektur und Rhythmus. Die Details von Bauwerken aus Sichtbeton, oft in Untersicht fotografiert, werden jedoch (nicht zuletzt durch Verdoppelung, Spiegelung und Montage zu querformatigen Friesen) ebenfalls zu abstrakten künstlerischen Werken, die über die Semantik des abgebildeten Objekts hinausweisen.
Spiegelungen, Reflexionen und Schatten werden bei Angela Bröhan zu Protagonisten eines Lichttheaters. Visuelle Neugier und Offenheit für poetische Zufälle sind dabei ihr Drehbuch.
Julie August, Buenos Aires 2024