Arsenal des Alltäglichen

 

 

 

Mensch und Ding

Für ihre aktuellen Arbeiten hat die Künstlerin ein besonderes Sujet gewählt: Dinge aus dem Bereich der Medizin. Sie hat die aufgenommenen Objekte in den Hintergrund eingebunden, sie aber aus den Zusammenhängen herausgelöst, an die sie gewöhnlich gebunden sind. Die Objekte weisen eine Feinheit und Zartheit auf, die sie leicht erscheinen und schweben lassen. Die in Raum und Zeit gegebenen Körper erscheinen flächig – was nur ein scheinbarer Widerspruch ist. Nicht sofort und nicht immer sind die Objekte zu erkennen, die Werke zu deuten, doch bald stellt sich eine Ahnung ein, dass das Dargestellte unmittelbar mit dem Menschen zu tun hat.

Auf den ersten Blick erscheinen die Arbeiten abstrakt. So wie nicht immer deutlich wird, welche Funktion Objekte haben, so sind sie auch nicht sofort durch ein Wort zu benennen. Ganz im Gegenteil bleiben die Namen der Dinge unbekannt und Zusammenhänge werden erst allmählich erkennbar. Sie erscheinen jenseits ihrer Bestimmung als Dinge und als Objekte der Anschauung. Doch auch ohne Kenntnis von Namen, Funktion und Bedeutung haben die Dinge ihre Eigenständigkeit. Das macht sie – wie die abstrakte Malerei – frei von Zuordnungen, denen Dinge unterliegen und öffnet sie für eine andere Dimension des Menschseins – für geistige Räume und für Ahnungen und Gefühle.

Textauszug aus: „Ähnlichkeit und Differenz – zur Fotokunst von Angela Bröhan“

Hajo Eickhoff, 2004