In Gärten

 

 

 

Angela Bröhan betreibt eine Art Feldforschung in deutschen Schrebergärten, dem Gartenrevier Nummer eins. Auch heute noch liegt die gepachtete Gartenparzelle mit Gartenlaube voll im Trend. In Deutschland gibt es rund eine Million Kleingärten hauptsächlich in Städten, und zusammengenommen haben diese eine Fläche von mehr als 46.000 Hektar. Doch treffen gängige Klischees über scharfkantig gestutzte Hecken, blitzblank polierte Lauben der Marke „Voralpenland“ oder namens „Wandlitz“, kitschige Gartenzwerge als Dekor und deutsch-national gesinnte Laubenpieper noch zu?

Tatsächlich wirken viele Gärten wohl geordnet, jedes Revier ist exakt zum Nachbargrundstück abgesteckt und Sichtschutz soweit wie erlaubt auch vorhanden. Man verteidigt das kleine Gartenrevier gegen Eindringlinge und Blicke von Außen und folgt den strikten Regeln der Bewirtschaftung. Angela Bröhan nimmt die Rolle einer heimlichen Voyeurin ein und erhascht mit der Kamera flüchtige Einblicke in manchmal trügerische Idyllen durch Hecken und Zäune. Ihre paarweise angeordneten Fotografien mit dem Titel „In Gärten“ zeichnen sich durch ein Spiel mit Schärfe und Unschärfe aus, wodurch der Charakter des Vorbeigehens und Fokussierens unterstrichen wird. Die kontrastierenden Inhalte der Bilderpaare lassen, ähnlich wie bei der sequenzierten Bilderfolge eines Storyboards, Erzählstränge entstehen.

Manuela Lintl (2010)